Hamburg – Sein Traum vom sportlichen Aufstieg brachte ihn offenbar auf die schiefe Bahn …
Oliver S., ein leitender Angestellter einer renommierten Umzugs-Spedition, soll seinem Arbeitgeber rund 150.000 Euro entwendet haben. Ziel der kriminellen Aktion: die finanzielle Unterstützung einer Oberliga-Mannschaft in Hamburg, für die er als ehrgeiziger Manager tätig war. Mit dem gestohlenen Geld wollte er die besten Spieler anwerben. Diese brisante Information stammt aus Vereinskreisen.
ThePik konfrontierte Jan Bode (49), den Chef der gleichnamigen Umzugsfirma aus Reinbek (Schleswig-Holstein), zu den Vorwürfen. Der Unternehmer, der 150 Mitarbeiter beschäftigt, bestätigte den Betrug: „Ja, leider. Das stimmt.“
Erstmals äußert sich Bode auch zu dem Verfahren, das vergangenen Sommer vor dem Landgericht stattfand: „Er war seit 2013 bei mir tätig. Ich habe ihm vollkommen vertraut. Er war Leiter der Disposition.“

So funktionierte der Diebstahl
Barzahlungen und verschwundene Rechnungen
In seiner Funktion als Leiter der Disposition nahm Oliver S. auch Bargeld entgegen, wenn Kunden Umzüge bar bezahlten. Doch statt die Beträge ordnungsgemäß zu verbuchen, soll er Rechnungen verschwinden lassen oder teilweise erst gar keine erstellt haben.
Umschläge mit Geld für die Fußballer
Ein Schriftsatz an das Landgericht Lübeck, der vorliegt, beschreibt das Vorgehen detailliert: „Oliver S. trat als Manager der Oberliga-Fußballmannschaft auf und präsentierte sich als großzügiger Sponsor. Ab Mitte 2020 soll er den Spielern ohne Wissen des Vereinsvorstandes monatliche Zahlungen zwischen 500 und 1.000 Euro zugesteckt haben.“
Insgesamt wurde eine Summe von 145.231,04 Euro aus 55 dokumentierten Unterschlagungen in den Jahren 2021 und 2022 rekonstruiert.
Firmenchef deckt die Masche auf
Jan Bode, Chef der Umzugsfirma, fand schließlich einen Grund für die plötzliche Kündigung seines langjährigen Mitarbeiters: „Ich hatte entschieden, dass wir bei Umzügen nur noch bargeldlose Zahlungen akzeptieren. Damit war ein Zugriff auf die Kasse nicht mehr möglich.“
Auch bei seinem Verein trat Oliver S. als Sportchef zurück. Gegenüber oberliga.info begründete er seinen Rücktritt mit beruflichen Veränderungen und längeren Fahrzeiten zu seiner neuen Stelle.
Das Ende der Täuschung
Nach dem Weggang von Oliver S. beschwerten sich die Spieler über ausbleibende „Sponsorengelder“. Dadurch kam der Betrug ans Licht, und auch Firmenchef Jan Bode erfuhr von den Vorgängen: „Ich konnte das zunächst nicht glauben.“
Im anschließenden Gerichtsverfahren kam es zu einem Vergleich. Oliver S. erstattete Jan Bode 80.000 Euro – etwa die Hälfte des entstandenen Schadens. Bode hofft: „So eine Enttäuschung will ich nie wieder erleben.“
Auf Anraten seines Anwalts äußert sich Oliver S. nicht zu den Vorwürfen.