Männer, die unter Verdauungsproblemen leiden, könnten laut Forschungsergebnissen ein höheres Risiko für Erektionsstörungen haben.
In Deutschland sind rund 11 Millionen Menschen vom Reizdarm betroffen. Wissenschaftler haben Hinweise darauf gefunden, dass zwischen dem Reizdarm-Syndrom und Erektionsproblemen ein direkter Zusammenhang bestehen könnte.
Die Ergebnisse einer kleinen Studie zeigen, dass Männer mit Reizdarm-Syndrom mehr als doppelt so häufig an erektiler Dysfunktion leiden. Dies deutet auf einen möglichen Zusammenhang hin, der weiter untersucht werden sollte.
► Ein Experte, der mit einer bekannten Zeitung sprach, äußerte sich zwar kritisch zur Studie, erkennt jedoch einen potenziellen Zusammenhang.
Reizdarm als Ursache für erektile Dysfunktion? Etwa 20 Prozent der Männer haben im Laufe ihres Lebens mit behandlungsbedürftigen Erektionsproblemen zu kämpfen. Abgesehen vom Alter können auch Stress, Verletzungen oder gesundheitliche Probleme Erektionsstörungen verursachen.
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Mario Valladares-Garrido von der Universität César Vallejo untersuchte den Zusammenhang zwischen Reizdarm und erektiler Dysfunktion.
► Die Forscher befragten 133 Studenten im Alter von 19 bis 24 Jahren an einer peruanischen Universität zu sexuellen Problemen und ihrer Darmgesundheit.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Personen mit Reizdarm-Syndrom eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, an Erektionsstörungen zu leiden“, so die Forscher.
Das Reizdarm-Syndrom ist eine häufige Erkrankung, die Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall verursacht. Ähnlich wie Erektionsstörungen kann es durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Infektionen und psychischer Stress.
Da beide Beschwerden durch ähnliche Auslöser bedingt sein können, könnte ein direkter Zusammenhang bestehen. Möglicherweise wirkt sich eine gemeinsame Ursache wie Stress auf beide Bereiche des Körpers aus. Es könnte aber auch ein indirekter Zusammenhang vorliegen, bei dem eine Darmerkrankung die Hormonproduktion beeinflusst und dadurch die Erektion beeinträchtigt.
Entzündungen und der Einfluss auf Testosteron Dr. Tobias Jäger, Urologe in der Urologischen Praxisklinik Essen, weist darauf hin, dass die Studie den Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und sexueller Funktion zwar darstellt, jedoch nicht die möglichen Ursachen im Detail untersucht. Psychischer Stress, ein häufiger Auslöser beider Beschwerden, könnte zwar gemeinsam auftreten, muss aber nicht zwangsläufig die Ursache für die Erektionsstörungen sein.
„Ein plausibler Zusammenhang könnte in den Entzündungsreaktionen liegen, die den Testosteronspiegel senken“, erklärt Dr. Jäger. „Chronische Entzündungen können zu einem Rückgang des Testosterons führen, was wiederum sexuelle Funktionsstörungen, einschließlich Erektionsproblemen, nach sich ziehen könnte.“