Regensburg – Mit Fußfesseln betrat Dr. Ramin E. (50), Oberarzt und Anästhesist aus Kelheim, am Montag das Landgericht Regensburg. Bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Monats steht er wegen eines Todesfalls vor Gericht.
Dieses Mal geht es um den tragischen Tod der 23-jährigen Krankenschwester Ronja H. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mediziner vor, ihr am Abend des 14. Dezember 2021 die Narkosemittel Propofol und Ketamin gegen Migräne verabreicht zu haben. Am Morgen des 15. Dezember wurde sie tot im Abklärungsraum des Klinikums gefunden. Laut Anklage habe Dr. E. das Opfer in eine hilflose Lage versetzt und damit ihren Tod verursacht.

Gegen den Mediziner läuft zeitgleich ein weiteres Verfahren: Ihm wird vorgeworfen, ein halbes Jahr später den 79-jährigen Patienten Hans R. mit einer Morphin-Spritze getötet zu haben. In beiden Fällen weist Dr. Ramin E. sämtliche Vorwürfe entschieden zurück: „Ich bestreite jegliche Verbindung zum Tod von Ronja und ebenso, dass ich eine Beziehung mit ihr hatte.“
Zeugen sagten hingegen aus, der Arzt habe Ronja geküsst, zudem sei sie in seinem Zimmer gewesen. Eine Krankenschwester will ihn sogar sagen gehört haben: „Ich habe Ronja Propofol gegeben.“

Der Angeklagte betrachtet sich selbst als Opfer einer Hetzjagd und richtet schwere Vorwürfe gegen Ronjas Vater: „Die Ermittlungsbehörden wurden von einem fanatisch besessenen Vater angetrieben.“ Der erwähnte Tobias H. (55) verfolgte die Verhandlung im Gerichtssaal, als Dr. Ramin E. erklärte: „Wir werden den tragischen Tod einer vermutlich psychisch erkrankten, drogen- und medikamentenabhängigen Frau erörtern, die bereits in ihrer Jugend Gewalt in der Familie erlebt hat.“
Kripo-Ermittlungen wegen Ronjas Vater ausgelöst
Nur durch die Hartnäckigkeit von Ronjas Vater nahm die Kripo Landshut überhaupt die Ermittlungen im Kelheimer Krankenhaus auf und entdeckte dabei weitere ungeklärte Todesfälle.
