Der Westen blickt gespannt auf die Reaktion Russlands zum US-Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe. Während die Ukraine bereits zugestimmt hat, wird erwartet, dass Kreml-Chef Wladimir Putin, der 2022 die Invasion anordnete, möglicherweise noch heute Stellung bezieht. Doch wie wird seine Antwort ausfallen?
Westliche Quellen berichten, dass im Kreml erhebliche Skepsis gegenüber einer Waffenruhe herrscht. Teile des Machtapparats sollen darauf bestehen, gegenüber der Ukraine an Maximalforderungen festzuhalten.
Diese beinhalten unter anderem:
Der Rückzug ukrainischer Truppen aus den umkämpften Gebieten, die Russland teilweise erobert und vollständig (illegal) annektiert hat.
Eine spätere Anerkennung der von Russland beanspruchten Gebiete durch den Westen.
Eine „Demilitarisierung“ der Ukraine nach Kriegsende, was eine drastische Abrüstung der ukrainischen Armee bedeuten würde.
Ein Verbot der Stationierung von NATO-Truppen auf ukrainischem Territorium.
Nach Informationen westlicher Quellen wird im Kreml erwogen, den US-Vorschlag für eine sofortige Waffenruhe hinauszuzögern. Dies könnte Russland die Möglichkeit geben, vorteilhaftere Bedingungen auszuhandeln.
Moskau möchte dabei vermeiden, als Blockierer eines Friedensprozesses wahrgenommen zu werden, und setzt auf eine durchdachte Verhandlungstaktik, die diesen Eindruck verhindert – ohne dabei wesentliche Zugeständnisse zu machen.
Unklar bleibt, inwieweit die US-Regierung bereits auf russische Bedenken und Forderungen eingegangen ist. Offen ist auch, ob Washington wirklich von einer schnellen Einigung ausgeht, wie es immer wieder heißt, oder ob man sich auf langwierige und schwierige Gespräche eingestellt hat.
Plant Putin den großen Coup?
Es ist ebenfalls denkbar, dass Wladimir Putin mit seiner Reaktion auf den US-Vorschlag selbst den Kreml überraschen könnte. In einer Analyse der einflussreichen russischen Propaganda-Zeitung „Moskowski Komsomolez“ vom Mittwoch hieß es: „Unerwartete Manöver, die den Gegner überrumpeln, sind Putins politische Spezialität – sein Markenzeichen.“
"Washington Post": Russland plant die Zerschlagung der Ukraine
Laut der US-Zeitung „Washington Post“ strebt Russland weiterhin die faktische Zerschlagung der Ukraine an und soll zudem versuchen, Verhandlungen mit den USA gezielt zu torpedieren.
Dies geht aus einem Dokument einer russischen Denkfabrik hervor, die enge Verbindungen zum Geheimdienst FSB haben soll. Demnach werden die Pläne von US-Ex-Präsident Donald Trump (78) strikt abgelehnt. Auch die Idee europäischer Staaten, Friedenstruppen in der Ukraine zu stationieren, wird als nicht akzeptabel eingestuft.
Stattdessen fordert Russland, dass der Westen die annektierten Gebiete als russisches Territorium anerkennt und zusätzlich eine Pufferzone auf ukrainischem Boden nahe der russischen Grenze eingerichtet wird. Das Land verfolge demnach „maximalistische Forderungen“ und setze auf einen „harten Verhandlungskurs“.