
Ankara – Festnahme eines Hells-Angels-Mitglieds nach groß angelegtem Telefonbetrug
Vor elf Jahren, als ein Killerkommando das Berliner Wettbüro „Expekt“ überfiel, nahm der damalige 24-jährige Hells-Angels-Rocker Ali Erdi A. eine zentrale Rolle ein. Als Dritter stürmte er auf das Opfer, während sein Komplize den polizeibekannten Kriminellen Tahir Özbek (26) mit sechs gezielten Schüssen tötete.
Nach der Tat floh Ali A. in seine türkische Heimat, wo er sich bislang ungestört aufhielt. Doch nun wurde der Rocker im Rahmen einer groß angelegten internationalen Ermittlungsaktion verhaftet. In Zusammenarbeit mit deutschen Behörden gelang es, ein Telefonbetrugsnetzwerk, das aus der Türkei operierte, zu zerschlagen. Ali A. wurde zusammen mit neun weiteren Verdächtigen festgenommen, als die Polizei die kriminellen Machenschaften aufdeckte.

Acht Komplizen erhalten lebenslange Haftstrafen
Seit November 2014 verhandelte das Landgericht Berlin den Auftragsmord an Tahir Özbek (26), der in einem Wettbüro verübt wurde. Ali Erdi A. war jedoch nicht Teil des Verfahrens. Angeklagt waren insgesamt zehn Mitglieder des Hells Angels-Clans, darunter auch Rocker-Boss Kadir Padir (damals 35 Jahre alt).

Bande betrügt 46 Senioren um 2,85 Millionen Euro: Acht Verurteilungen und Festnahme in Istanbul
Im Jahr 2019 endete der Mordprozess mit der Verurteilung von acht Angeklagten zu lebenslanger Haft wegen gemeinschaftlichen Mordes. Der Rocker-Boss Padir erhielt eine Verurteilung wegen Anstiftung zum Mord. Doch nun gibt es einen weiteren schweren Fall, der die Ermittler beschäftigt: Eine zehnköpfige Bande, die 46 Senioren in Deutschland um insgesamt 2,85 Millionen Euro betrogen haben soll, wurde zerschlagen. Ali Erdi A., ein Mitglied der Gruppe, wurde in Istanbul festgenommen.
Die betrügerische Masche war erschreckend simpel: Die Verdächtigen riefen die Rentner an und gaben sich als Mitarbeiter der Polizei oder Staatsanwaltschaft aus. Mit erfundenen Ermittlungen setzten sie die Opfer unter Druck und erlangten auf diese Weise das Geld.
Dieser Fall zeigt die perfiden Methoden, mit denen Kriminelle Vertrauen missbrauchen, um ihre Opfer auszunutzen.

Die deutschen Behörden nahmen zunächst Kontakt zu ihren türkischen Kollegen auf und leiteten Ermittlungen durch die Generalstaatsanwaltschaft Istanbul ein. Das Ergebnis der Untersuchungen zeigt, dass mehrere Tatverdächtige möglicherweise Verbindungen zu den „Hells Angels“ in Deutschland haben.
Ali A. wird seit Jahren von Interpol gesucht Im Rahmen zeitgleich durchgeführter Razzien in Istanbul, Izmir und Sakarya wurden insgesamt zehn Personen festgenommen. Ihnen werden unter anderem die Gründung und Leitung einer kriminellen Vereinigung sowie schwerer Betrug zur Last gelegt.
Ali A. wird von Interpol mit einer „Red Notice“ gesucht, die eine öffentliche Fahndung nach ihm darstellt, wegen seiner angeblichen Beteiligung am Mord eines Wettbüro-Inhabers. Fraglich bleibt jedoch, ob die Türkei ihn an Deutschland ausliefert, da Ali A. sowohl die türkische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. In der Regel lehnt die Türkei die Auslieferung eigener Staatsbürger ab.