
Zwischen Powernap und Tiefschlaf: Warum weder zu wenig noch zu viel Schlaf gut für uns ist
Schlaf gilt als das natürlichste Heilmittel überhaupt – und doch ranken sich um ihn zahllose Mythen. Doch wie viele Stunden Nachtruhe tun Körper und Geist wirklich gut?
Während sich erfolgreiche Manager gerne damit rühmen, mit nur vier oder fünf Stunden Schlaf täglich auszukommen, warnt die Wissenschaft: Wenig Schlaf ist kein Zeichen von Stärke – sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Auch historische Persönlichkeiten wie Napoleon spotteten über Langschläfer, obwohl er selbst sich heimlich während Reisen oder Schlachten kleine Pausen gönnte.
Was die Forschung sagt: Schon nach nur einer Nacht mit weniger als sechs Stunden Schlaf lässt die Konzentrationsfähigkeit spürbar nach. Das belegen zahlreiche Studien. Und nicht nur die geistige Leistungsfähigkeit leidet.
Darum brauchen wir Schlaf – und was im Körper dabei passiert
Das menschliche Gehirn ist ein Hochleistungsorgan. Tagtäglich verarbeitet es unzählige Informationen, Eindrücke und Reize. Doch nach rund 16 Stunden im Dauerbetrieb ist Schluss – dann braucht es Erholung. Diese bekommt es nur im Schlaf.
Während wir ruhen, laufen im Hintergrund komplexe Prozesse ab:
Das Gedächtnis speichert Erlebtes und Gelerntes.
Nervenzellen regenerieren sich.
Das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren.
Selbst Wunden heilen schneller im Schlaf.
Hinzu kommt: Unser Körper nutzt die nächtliche Ruhe zur Entgiftung. Stoffwechselreste und Schadstoffe werden bevorzugt nachts ausgeschieden – eine Art körpereigener Reinigungsprozess.
So verändert sich unser Schlafbedarf mit dem Alter
Der Schlafbedarf ist keine feste Größe – er passt sich unserem Lebensabschnitt an:
Neugeborene brauchen bis zu 20 Stunden Schlaf pro Tag.
Erwachsene kommen im Schnitt mit sieben bis acht Stunden aus.
Ältere Menschen benötigen oft nur fünf bis sechs Stunden, schlafen aber häufiger tagsüber in kurzen Phasen.
Wichtig: Jeder Mensch hat seinen individuellen Schlafrhythmus. Es gibt keine Einheitslösung, aber es gibt Richtwerte, die unserer Gesundheit guttun.

Große Studie deckt auf: Wie viel Schlaf ist ideal?
In einer umfangreichen internationalen Untersuchung haben kanadische Forschende mehr als 117.000 Menschen aus 21 Ländern zu ihren Schlafgewohnheiten befragt. Die Ergebnisse zeigen klare Tendenzen:
43 % schliefen täglich zwischen sechs und acht Stunden – diese Gruppe wies die geringsten gesundheitlichen Risiken auf.
26 % schliefen acht bis neun Stunden.
Nur 9,5 % kamen mit sechs Stunden oder weniger aus.
14 % schliefen neun bis zehn Stunden.
7,5 % gönnten sich sogar mehr als zehn Stunden Schlaf.
Das Ergebnis: Sowohl zu wenig als auch zu viel Schlaf erhöht das Risiko für ernsthafte gesundheitliche Probleme.
Gesundheitsrisiken: Was passiert bei zu wenig oder zu viel Schlaf?
Langschläfer litten in der Studie häufiger unter:
Bluthochdruck
Depressionen
COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung)
Übergewicht
Diabetes
Viele von ihnen konsumierten auch mehr Alkohol und Zigaretten – Faktoren, die das Risiko zusätzlich steigern.
In einem Zeitraum von fast acht Jahren wurden bei dieser Gruppe überdurchschnittlich viele Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle verzeichnet.
Kurzschläfer hingegen waren anfälliger für Unfälle – ein klares Zeichen für eingeschränkte Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit. Auch hier lag die Quote für Herz-Kreislauf-Erkrankungen leicht erhöht.
Ein weiterer Effekt von Schlafmangel: Der Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Das Sättigungshormon Leptin wird reduziert, während Ghrelin, ein appetitanregendes Hormon, zunimmt – was zu Heißhunger und Gewichtszunahme führen kann.
Fazit: Die optimale Schlafdauer für ein gesundes Leben
Die besten gesundheitlichen Werte zeigten Teilnehmende mit einer täglichen Schlafdauer zwischen sechs und acht Stunden. Diese Spanne scheint optimal zu sein – nicht nur für Herz und Kreislauf, sondern auch für Konzentration, Stoffwechsel und seelisches Wohlbefinden.
Zu wenig Schlaf kann uns krank machen. Zu viel Schlaf ist möglicherweise ein Symptom für bereits bestehende Erkrankungen. Wer regelmäßig mehr als neun Stunden Schlaf benötigt, sollte ärztlich abklären lassen, ob gesundheitliche Ursachen dahinterstecken.