
Was hinter Googles Kontrolle durch Chrome steckt – und welche Browser euch mehr Freiheit bieten
Was Chrome alles über euch weiß
Chrome ist einer der beliebtesten Webbrowser bei uns in der GIGA-Redaktion genauso wie weltweit. Kein Wunder: Er lädt Webseiten schnell, bietet praktische Funktionen und viele Erweiterungen. Doch Chrome hat einen großen Nachteil: Er gehört zu Google. Und Google ist bekannt dafür, sehr viele Daten über seine Nutzer zu sammeln vor allem dank Chrome.
Man darf nicht vergessen, wie Google den Großteil seines Geldes verdient: durch personalisierte Werbung. Je besser Google euch kennt, desto gezielter kann es Werbung schalten und desto mehr verdient das Unternehmen. Deshalb ist es für Google logisch, dass alle Suchanfragen und Browsing-Daten seiner Nutzer ausgewertet werden.
Bei aktiver Synchronisierung werden etwa eure Browser-History, Standortdaten, Käufe über Google Play und eure YouTube-Videos in eurem Google-Account gesammelt. Ihr seid im Chrome-Browser standardmäßig immer eingeloggt, wenn die Synchronisierung aktiv ist. Über die Seiten myactivity.google.com und takeout.google.com könnt ihr einsehen, welche Daten Google von euch gespeichert hat.
Selbst der Inkognito-Modus schützt nicht vor Googles Datensammlung: Erst 2023 wurde Google dazu verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass auch im Inkognito-Modus weiterhin Daten erhoben werden. Wirklich privat sind die Daten nur gegenüber anderen Nutzern desselben Geräts.
Kann man sich vor der Datensammlung schützen?
Chrome bietet zwar Optionen, um das Tracking einzuschränken, doch die Standardeinstellungen erlauben oft eine umfangreiche Datenerfassung. Viele Nutzer ändern diese Einstellungen nicht und müssen dem Unternehmen deshalb viel Vertrauen entgegenbringen. Vertrauen, dass Google die Daten nur für „gute Zwecke“ wie personalisierte Werbung nutzt und dass sich politische Rahmenbedingungen in den USA nicht nachteilig auf die Daten auswirken.
Für mich sind das gute Gründe, Chrome den Rücken zu kehren und nach Alternativen zu suchen.
Chrome in anderen Varianten
Wer nicht komplett umsteigen, sondern nur Google-spezifische Funktionen loswerden möchte, kann „Ungoogled Chromium“ ausprobieren: Ein Chromium-basierter Browser ohne Google-Dienste. Auch Vivaldi aus Norwegen bietet viele Komfortfunktionen und besseren Tracking-Schutz.
Arc setzt auf eine radikal andere Oberfläche mit Tabs an der linken Seite und bietet Split-Screen sowie Arbeitsbereiche – allerdings benötigt man einen Account, und die Firma sitzt ebenfalls in den USA.
Opera ist ein Veteran unter den Browsern, der mit Features wie integriertem VPN, Messenger und KI-Agenten punktet. Es gibt spezielle Versionen wie Opera GX (Gaming-Fokus) und Opera Air (Fokus auf digitales Wohlbefinden). Entgegen früherer Berichte gehört Opera nicht chinesischen Firmen, sondern ist an der NASDAQ gelistet mit norwegischem Sitz und DSGVO-Unterwerfung.
Brave ist ein weiteres datenschutzorientiertes Projekt, das auch eine eigene Suchmaschine entwickelt. Neben Werbeblocker sind KI- und Kryptowährungsfunktionen integriert, das Unternehmen sitzt ebenfalls in den USA.
Die Chromium-Falle
Alle genannten Browser basieren auf Chromium der Open-Source-Basis von Chrome, die maßgeblich von Google entwickelt wird. Eigene Browser-Engines zu entwickeln und zu pflegen, ist extrem aufwendig und teuer, weshalb fast alle großen Browserhersteller auf Chromium setzen (darunter auch Microsoft Edge, Samsung Internet oder Xiaomi Browser).
Das führt dazu, dass Google mit Chromium enormen Einfluss auf Webstandards, Entwicklung und Browser-Funktionalität hat. So etwa bei der Einführung von Manifest V3, das Adblocker stark einschränkt eine Änderung, die sich auf fast alle Chromium-Browser auswirkt.
Die US-Regierung diskutiert daher sogar, Chrome von Google abzuspalten, um diese Machtkonzentration zu reduzieren.
Echte Alternativen mit eigener Engine
Wer Google komplett meiden will, muss Browser mit eigener Engine nutzen. Auf Apple-Geräten gibt es Safari mit der WebKit-Engine, die besseren Tracking-Schutz bietet.
Für Windows und Linux ist Firefox die beste Wahl. Firefox verwendet die eigene Gecko-Engine, ist stabil, schnell und sicher und sammelt deutlich weniger Daten. Zudem existieren Firefox-Derivate wie LibreWolf und Waterfox, die noch stärker auf Datenschutz setzen.
Ich selbst nutze seit etwa zwei Jahren Firefox auf PC und Smartphone und bin sehr zufrieden die meisten Webseiten funktionieren genauso gut wie mit Chrome.
Aber auch diese Browser sind nicht perfekt
Apple wird oft kritisiert, weil es keine anderen Browser-Engines auf iOS erlaubt und damit ein Monopol schafft. Mozilla wiederum finanziert sich teilweise durch Google und geriet kürzlich wegen Nutzungsbedingungen in die Schlagzeilen.
Außerdem steckt Chromium-Technologie nicht nur in Browsern, sondern auch in vielen Desktop-Apps wie Spotify, Discord oder Slack (dank Electron). Diese Apps verbrauchen viel Systemressourcen, und eine echte Alternative ist nur das Öffnen der Dienste direkt im Browser idealerweise nicht in Chrome.
Fazit: Chrome zu entkommen ist komplex, aber möglich
Google Chrome ist technisch sehr ausgereift, und Chromium eine geniale Technologie, die viele Entwickler nutzen, um Zeit und Geld zu sparen. Wer Google und Chromium komplett meiden will, muss aktuell auf Safari oder Firefox setzen zwei Browser, die zwar nicht fehlerfrei sind, aber deutlich mehr Datenschutz bieten.