Abnehmspritze: Wie Geheimniskrämerei Patienten verzweifeln lässt

Tabubruch bei Medikamentenpreisen: US-Pharmakonzern setzt erstmals auf geheime Kassenpreise

Berlin Im deutschen Gesundheitssystem bahnt sich eine echte Zäsur an: Erstmals nutzt ein internationaler Pharmakonzern ein neues Gesetz, um den Preis eines Medikaments für gesetzlich Versicherte geheim zu halten. Konkret geht es um das Diabetes- und Abnehmpräparat Mounjaro des US-Herstellers Eli Lilly.

Nach Informationen von Thepik.de wurden Ärzte in Deutschland Anfang Juli darüber informiert, dass Eli Lilly als erstes Unternehmen einen sogenannten „geheimen Erstattungspreis“ mit den Krankenkassen vereinbart hat ermöglicht durch das seit Oktober 2024 geltende Medizinforschungsgesetz. Das Gesetz, verabschiedet von der aktuellen Bundesregierung, erlaubt es Pharmafirmen erstmals, die tatsächlich gezahlten Preise unter Verschluss zu halten. Branchen-Insider sprechen bereits ironisch von der „Lex Lilly“ schließlich hatte der Konzern selbst die Gesetzesänderung maßgeblich vorangetrieben und profitiert nun davon.

Was bedeutet „Lex Lilly“?
Die Bezeichnung steht für ein maßgeschneidertes Gesetz, das dem US-Pharmariesen Eli Lilly nutzt und der Name hat bereits Eingang in den Alltag von Medizinern und Kritikern gefunden. Das Medizinforschungsgesetz bringt eine weitreichende Neuerung: Der tatsächliche Preis, den die gesetzlichen Krankenkassen für bestimmte Medikamente bezahlen, muss nicht mehr veröffentlicht werden.

Was heißt das für Patientinnen und Patienten?

Für die Versicherten dürfte die Änderung spürbare Folgen haben: Patienten zahlen voraussichtlich mehr für das Präparat als eigentlich nötig. Normalerweise bewertet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) jedes neue Medikament im Vergleich zu bestehenden Mitteln. Zeigt ein Mittel nachweislich einen Mehrwert, darf es entsprechend teurer sein. Im Fall von Mounjaro fiel das Urteil jedoch nüchtern aus: Nur eine von acht Anwendungsgruppen brachte einen echten Zusatznutzen in allen anderen Fällen wurde kein Vorteil festgestellt. Eigentlich hätte der Preis deshalb sinken müssen, so fordert es auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.

Sorge vor Kostenexplosion im Gesundheitssystem

Für Mediziner ist die Entwicklung ein Problem: Sie sind verpflichtet, Medikamente wirtschaftlich zu verschreiben können dies aber kaum, wenn die tatsächlichen Preise im Dunkeln liegen. Kritiker warnen deshalb vor erheblichen Mehrkosten für das Gesundheitssystem und damit letztlich für die Beitragszahler.

„Geheime und intransparente Erstattungspreise treiben die Kosten zulasten der Versicherten nach oben, ohne die Versorgung tatsächlich zu verbessern“, mahnt ein Sprecher der gesetzlichen Krankenkassen. Das neue Gesetz wird von vielen als Geschenk an die Pharmaindustrie gesehen, das Milliardengewinne ermöglicht bezahlt von den Beitragszahlern.

Fazit

Was als Innovation für die Pharmaforschung verkauft wird, sorgt bei Patienten und Experten für Unsicherheit und könnte dazu führen, dass jedes Jahr Milliarden an zusätzlichen Kosten entstehen, ohne dass sich die Versorgung der Patienten verbessert.