Berlin – Ein dringender Hilferuf der Berliner Polizei!
Monatlich 450 Demonstrationen, Ausnahmezustände an Silvester, am 1. Mai und bei Besuchen hochrangiger Staatsgäste. Clan- und Straßenkriminalität, Schießereien, politische Extremisten und Altlasten der RAF. Hinzu kommen die Auswirkungen internationaler Konflikte. Täglich sehen sich Polizisten Angriffen, Beschimpfungen und Gewalt ausgesetzt – der Respekt gegenüber Ordnungshütern, nicht nur in Berlin, nimmt stetig ab!
Ein Blick auf die harten Fakten: Vor zehn Jahren gab es in Berlin 16.500 Polizisten im aktiven Dienst. Nach dem Terroranschlag am Breitscheidplatz wurde zwar aufgestockt, doch heute stehen gerade einmal 2000 zusätzliche Beamte zur Verfügung – kaum ausreichend für eine Stadt mit fast 4 Millionen Einwohnern, in der täglich zahlreiche Straftaten verzeichnet werden.
Stephan Weh, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), betont: „In den letzten Jahren wurden zwar Investitionen in Personal, Ausrüstung und Besoldung vorgenommen. Doch jedem sollte bewusst sein, dass diese Maßnahmen mit den stetig wachsenden Aufgaben, neuen Kriminalitätsmustern, der allgemeinen Bedrohungslage und den aktuellen Anforderungen an die innere Sicherheit nicht Schritt halten können.“

Jedes Jahr gehen bis zu 800 Polizisten in Berlin in den Ruhestand. Mit ihnen verschwinden wertvolle Erfahrung und Wissen. Zwar beginnen jährlich bis zu 1200 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung bei der Berliner Polizei, doch über 15 Prozent brechen diese vorzeitig ab oder bestehen nicht. Der Polizeiberuf ist eben kein Hollywood-Krimi wie „Cobra 11“, „Miami Vice“ oder „Rookie“. Stattdessen ist er gefährlich, stressig, oft frustrierend und schwer mit einem Familienleben vereinbar. Jeder Bereitschaftspolizist kann davon ein Lied singen.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, bringt es auf den Punkt: „Wir verwalten die Sicherheit auf Kosten der Gesundheit unserer Kollegen und sind weder für einen Krieg mitten in Europa noch für die Auswirkungen internationaler Konflikte vorbereitet.“
Viele Polizisten wären schon froh, wenn ausreichend Fahrzeuge einsatzbereit wären, die Dienststellen nicht durch marode Dächer undichte Stellen hätten und alle Funkgeräte einwandfrei funktionieren würden. Auch grundlegende Ausrüstung wie feuerfeste Unterwäsche fehlt oft bei Streifenpolizisten. Doch Berlin hat finanzielle Engpässe. Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) müssen hart um jeden Euro im Haushalt kämpfen – für die Beamten, die täglich ihr Leben für die Sicherheit der Stadt riskieren.
Interessanterweise geht es dabei nicht einmal um die Bezahlung für diesen fordernden Job: Wer die Berliner Polizeiakademie als Polizeimeister verlässt, verdient ohne Zulagen ein Bruttogehalt von 2461,81 Euro. Zum Vergleich: Ein Beamter in Brandenburg erhält 2554,84 Euro, während ein Bundespolizist auf 2614,19 Euro kommt. Besonders bitter: Die durchschnittliche Miete für eine 60-Quadratmeter-Wohnung in Berlin liegt bei satten 1380 Euro.
GdP-Chef Stephan Weh sieht dringenden Handlungsbedarf. „Um irgendwann von einer modernen und vor allem digitalisierten Hauptstadtpolizei sprechen zu können, müssen wir eine Debatte über polizeiliche Kernaufgaben führen und massiv in die innere Sicherheit investieren, anstatt jeden Cent einzusparen.“