Könnte der Bio-Boom zu leeren Regalen führen?
Jan Plagge (53), Präsident des größten deutschen Bio-Landwirtschaftsverbandes „Bioland“ mit rund 23.000 Mitgliedern, warnt vor möglichen Engpässen. Besonders die steigende Nachfrage nach Bio-Milch- und Fleischprodukten könne von den Landwirten kaum noch gedeckt werden, äußerte der Verbands-Präsident gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“.
Plagge betont: „Ab 2025 werden wir mit einer verstärkten Verknappung von Bio-Rohstoffen konfrontiert sein.“
„Zu wenig Landwirte steigen auf Bio-Produktion um“ Der Grund liegt darin, dass zu wenige Landwirte auf Bio-Produktion umstellen. Ein erheblicher Teil dieser Zurückhaltung wird auf die Unsicherheit zurückgeführt, die durch fehlende oder widersprüchliche politische Entscheidungen entsteht.
„Unsicherheit hemmt langfristige Investitionen“, erklärt der Präsident von Bioland und hebt hervor, dass den Landwirten klare Signale und eine eindeutige Strategie für den Umbau der Landwirtschaft fehlen.

Plagge: „Keines der Wahlprogramme für die Bundestagswahl umfasst eine umfassende Strategie für den Umbau der Lebensmittelwirtschaft. Dies betrifft die gesamte Landwirtschaft, nicht nur Bio-Betriebe.“
Da der Übergang zur biologischen Landwirtschaft bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen kann, wird es eine Weile dauern, bis die Nachfrage nach Milch und Fleisch aus ökologischer Produktion in vollem Umfang gedeckt werden kann.
Bayern als Beispiel für das Scheitern Plagge nennt Bayern als ein Beispiel für das Scheitern dieses Vorhabens.
In der Branche gilt es als sicher, dass das süddeutsche Bundesland mit seinem Ziel, die Biolandwirtschaft auszubauen, scheitern wird. Bis 2030 sollen eigentlich 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen auf Bio-Standard umgestellt werden. Doch aktuell liegt Bayern erst bei 13,6 Prozent (420.000 Hektar), und im vergangenen Jahr kam lediglich ein Anstieg von 0,2 Prozent hinzu.
Durch die Rekordinflation ging der Absatz von Bio-Produkten in Deutschland ab 2022 zurück. In den ersten neun Monaten 2024 ist der Umsatz jedoch um fünf Prozent gestiegen, bei Bio-Trockenwaren (verpackte, haltbare Lebensmittel) sogar um zehn Prozent. Besonders Discounter profitierten, da sie ihr Bio-Sortiment deutlich ausgebaut haben.