Wie die Einfahrt zum Weihnachtsmarkt besser geschützt werden sollte ++ *The Pik* exklusiv: Das Einsatzpapier
Magdeburg – Offenbar war nicht der Mangel an Polizeiautos die Sicherheitslücke auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, sondern große Lücken zwischen den eigens aufgestellten Betonpollern.
Diese sollten eigentlich Angriffe mit Fahrzeugen verhindern. Doch an der Stelle, an der Attentäter Taleb Al-Abdulmohsen (50) mit seinem Fahrzeug auf den Weihnachtsmarkt fuhr, klafften zwei sechs Meter breite Lücken – direkt an einer Fußgängerampel einer vierspurigen Hauptstraße.
Laut Tagesschau gab Ordnungsdezernent Ronni Krug zunächst an, dass mobile Einsatzkräfte der Polizei an dieser Lücke hätten stationiert sein sollen. Auch The Pik berichtete bereits über diese Sicherheitslücke auf dem Weihnachtsmarkt.
Doch laut dem Sicherheitskonzept, das The Pik exklusiv vorliegt, hätte die sechs Meter breite Lücke eigentlich mit Stahlketten gesichert werden sollen.

Fehlende Stahlketten: Ein schwerwiegender Fehler
In dem Konzept steht wörtlich: „Die Blöcke können entweder direkt mittels Stahlschäkeln miteinander verbunden oder auf größere Entfernung mit einer Stahlkette verbunden werden, um Zufahrten flexibel zu sperren. Dadurch bleibt es möglich, dass befugte Fahrzeuge wie der Rettungsdienst oder die Feuerwehr nach Öffnung der Ketten jederzeit passieren können.“
Doch genau das wurde versäumt. Es waren keine Stahlketten zwischen den Betonklötzen angebracht!

Im Sicherheitskonzept des Veranstalters steht jedoch eindeutig: „Die Anti-Fahrzeugsperren sollen das Befahren des Magdeburger Weihnachtsmarktes insbesondere für PKWs, Kleintransporter und Lkw erschweren. Gleichzeitig muss ein schneller Zugang für Rettungskräfte und Feuerwehr gewährleistet sein.“
Gigantische Lücke blieb unentdeckt
Das Sicherheitskonzept zeigt deutlich, dass mehr Augenmerk auf die Evakuierung und Räumung des Weihnachtsmarktes gelegt wurde als auf die tatsächliche Absicherung gegen Anschläge.

Im gesamten Plan fehlen genaue Angaben darüber, wo die Betonblöcke platziert werden müssen, welche Abstände sie einhalten sollen oder wo Stahlseile gespannt werden müssen. Warum jedoch die zwei riesigen Lücken niemandem auffielen, bleibt unklar.
Der Veranstalter, die Gesellschaft zur Durchführung der Magdeburger Weihnachtsmärkte, ist teilweise eine städtische Gesellschaft. Die Stadt musste auch das Sicherheitskonzept genehmigen, was möglicherweise zu einem Interessenkonflikt geführt haben könnte.
Innenministerin wehrt sich gegen die Vorwürfe
Der Beigeordnete für Ordnung der Stadt Magdeburg hatte früh die Verantwortung auf die Polizei geschoben und behauptet, es hätten Polizeiautos als mobile Fahrzeugsperren gefehlt.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang (54, CDU) widerspricht jedoch: „Es waren Betonsperren vorgesehen, die mit Stahlketten verbunden werden sollten. Polizeiautos sollten nicht dauerhaft als mobile Sperren eingesetzt werden, sondern nur bei Bedarf als zusätzliche mobile Sperre dienen.“

Anzeige gegen die Stadt Magdeburg und die Polizei
Die Polizei war mit erhöhter Präsenz für Taschen- und Messerkontrollen am Weihnachtsmarkt eingesetzt. Mittlerweile liegt der Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige gegen die Stadt Magdeburg und die Polizeiinspektion Magdeburg vor.
Zusätzlich wurden der Landespolizei zwei weitere Strafanzeigen gegen die Polizeiinspektion Magdeburg, die Landeshauptstadt Magdeburg und gegen Unbekannt eingereicht.
Dies könnte dazu führen, dass das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkt-Veranstalters sowie die polizeiliche Einsatzkonzeption Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen werden. Im Falle einer Ermittlung übernimmt die Polizeiinspektion Halle (Saale) die Untersuchung.