Nur fünf Tage nach der Bundestagswahl beginnen die Gespräche über eine mögliche Regierungsbildung! Am Freitag kommen jeweils neun Verhandler von Union und SPD zusammen, um auszuloten, ob eine schwarz-rote Koalition realisierbar ist. Doch noch bevor die ersten Sondierungsgespräche starten, wächst in den Reihen der Sozialdemokraten der Unmut über CDU-Chef Friedrich Merz.
Ein ranghoher SPD-Politiker beschwert sich: „Merz tut alles, um unsere Leute auf die Palme zu treiben. Er gibt sich bereits wie ein Kanzler, obwohl die Sondierungsgespräche noch nicht einmal begonnen haben.“
Vor allem mit Parteichefin Saskia Esken (63) gibt es erhebliche Spannungen.
Obwohl sie zum Kern des SPD-Verhandlungsteams gehört, wird sie von Merz bisher komplett ignoriert. Stattdessen hat er sich ausschließlich bei SPD-Chef Lars Klingbeil (47) gemeldet. Esken, die in der Union als regelrechte Schreckschraube gilt, machte bereits klar, wie sie die Verhandlungen angehen will: „Ich verspreche, dass ich nerve.“
Ein SPD-Genosse kommentiert trocken: „CDU-Kanzlerin Angela Merkel hat das deutlich geschickter gemacht – sie hielt stets den Draht zu Esken.“
Klingbeil, der nun zusätzlich auch den Fraktionsvorsitz übernommen hat, steht als Chefverhandler unter immensem Druck. Nach der historischen Wahlniederlage (16,4 Prozent) fühlt sich die SPD gedemütigt – und erwartet von ihrem neuen starken Mann, dass er Merz spürbare Zugeständnisse abringt.
Finanzkrise der SPD: Schuldenbremse als größtes Hindernis
Das drängendste Problem für die Sozialdemokraten bleibt das Geld. Sie fordern eine Reform der Schuldenbremse – nicht nur, um zusätzliche Milliarden für die Bundeswehr bereitzustellen, sondern vor allem, um die marode Infrastruktur des Landes zu sanieren. Marode Brücken, veraltete Straßen und ein angeschlagener Zugverkehr machen Investitionen dringend notwendig.
Ein führendes SPD-Mitglied bringt es auf den Punkt: „Ohne eine solide Finanzbasis kann eine neue Regierung nicht funktionieren. Sonst droht ein noch größeres Chaos als in der Ampel, die letztlich am Haushaltsloch gescheitert ist. Unter diesen Bedingungen können wir keine Koalition eingehen.“
Für zusätzlichen Frust in den Reihen der Sozialdemokraten sorgt der scharfe Ton von CDU-Chef Friedrich Merz. Seine Aussage am Vorabend der Wahl war für viele ein Affront: „Links ist vorbei.“ Er kündigte an, sich wieder an der Mehrheit der Bevölkerung zu orientieren – an jenen, die, wie er es formulierte, „alle Tassen im Schrank“ hätten, anstatt sich nach „irgendwelchen grünen und linken Spinnern“ zu richten. Diese Rhetorik sorgt bei den Genossen für schlechte Laune und lässt die Koalitionsgespräche noch schwieriger erscheinen.
Plötzlich Lob für Söder von den Sozialdemokraten
Bisher warteten sie vergeblich auf versöhnliche Worte. Umso überraschter sind die Sozialdemokraten nun über den ungewohnt sanften Ton von CSU-Chef Markus Söder (58). Dieser würdigte den Widerstand der SPD gegen die Nationalsozialisten in der Weimarer Republik – eine Geste, die den Sozialdemokraten runtergeht wie Öl.

Eine SPD-Genossin äußerte sich kritisch und sagte: „Es ist verrückt, aber derzeit würden viele von uns lieber mit einem Kanzler Söder als mit einem Kanzler Merz zusammenarbeiten.“
Tatsächlich verbindet SPD-Chef Lars Klingbeil und CSU-Chef Markus Söder mehr als nur politische Debatten in Talkshows oder die Zusammenarbeit in der letzten Großen Koalition unter Angela Merkel. Beide kennen sich gut – auch abseits der Politik. Klingbeil, ein leidenschaftlicher Fan des FC Bayern, traf Söder bereits mehrfach in der VIP-Lounge des Münchner Stadions.
Ein allzu enges Verhältnis zwischen SPD und CSU könnte für Friedrich Merz noch unangenehme Folgen haben …