Erdnussbutter vorm Schlafengehen – Mythos oder echter Einschlaf-Helfer?
Dieser Tipp kursiert seit Jahren auf Social Media, und selbst Mediziner empfehlen ihn in ihren Videos: Ein Löffel Erdnussbutter am Abend soll beim Einschlafen helfen.
Doch steckt wirklich etwas dahinter – oder ist das nur ein cleverer Marketing-Trick der Erdnussbutter-Industrie?
Können bestimmte Lebensmittel den Schlaf fördern?
Das Schlüsselwort bei dieser Theorie lautet Tryptophan – eine Aminosäure, die der Körper benötigt, um das Schlafhormon Melatonin zu produzieren.
Schlafmediziner Dr. Michael Feld erklärt: „Unser Körper ist da sehr clever: Tagsüber dient Tryptophan als Vorstufe des Glückshormons Serotonin, während es abends in das Schlafhormon Melatonin umgewandelt wird.“
Melatonin ist bekannt dafür, Schlafprobleme zu lindern. Studien zeigen, dass man beispielsweise nach dem Verzehr von 76 Pistazien etwa ein Milligramm Melatonin im Blut nachweisen kann. Aus diesem Grund ist Melatonin mittlerweile rezeptfrei erhältlich.
Da der Körper Tryptophan nicht selbst herstellen kann, muss es über die Nahrung aufgenommen werden. Die Aminosäure kommt unter anderem in Käse, Eiern, Milch, Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchten, Nüssen, Haferflocken, Bananen und Schokolade vor.
Bringt ein Löffel Erdnussbutter wirklich etwas?
Erdnüsse enthalten zwar Tryptophan – jedoch in sehr geringen Mengen. Man müsste rund ein Kilogramm Erdnüsse essen, um die Wirkung einer einzigen 500-Milligramm-Tryptophan-Tablette zu erzielen.
► Theoretisch könnte man also sieben Gläser Erdnussbutter verzehren, um einen Effekt zu spüren. Praktisch wäre das jedoch nicht nur ungesund, sondern aufgrund des Zucker- und Fettgehalts auch wenig empfehlenswert.
Ein einzelner Löffel Erdnussbutter vor dem Schlafengehen? Laut Dr. Feld bringt das absolut nichts.
Was hilft stattdessen?
Der Schlafexperte rät dazu, abends gezielt tryptophanreiche Lebensmittel zu essen. Seine Empfehlung:
✅ Eine Banane mit etwas Quark
✅ Ein paar Walnüsse und Weintrauben
✅ Haferflocken oder dunkle Schokolade
Wer dennoch gezielt Tryptophan aufnehmen möchte, kann es auch als Nahrungsergänzung in Tablettenform kaufen – allerdings sei der Effekt nur schwach, da es sich lediglich um die Vorstufe von Melatonin handelt.