
BRICS-Gipfel in Rio: Autokraten-Allianz formiert sich gegen den Westen
Rio de Janeiro (Brasilien) Die Weltordnung wankt und im Schatten des BRICS-Gipfels arbeiten autoritäre Regime gezielt daran, das Macht Gefüge zu verschieben. Am Sonntag versammelten sich in Rio Vertreter von Ländern wie Russland, China, Iran und Saudi-Arabien mit einem klaren Ziel: die westliche Dominanz herauszufordern und geopolitisch zurückzudrängen.
Schon im Vorfeld des Treffens unterzeichneten Chinas Finanzminister Lan Fo’an (63), Brasiliens Wirtschaftsminister Fernando Haddad (62), Chinas Premier Li Qiang (66) und der brasilianische Präsident Lula da Silva (79) ein bilaterales Abkommen ein symbolischer Auftakt für das, was viele als strategische Neuorientierung verstehen.
Putin bleibt fern aus gutem Grund
Zwei der prominentesten BRICS-Akteure glänzten beim Gipfel durch physische Abwesenheit: Russlands Präsident Wladimir Putin (72) schaltete sich nur per Video zu offenbar aus Sorge vor einer möglichen Festnahme aufgrund des internationalen Haftbefehls wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine. Auch Chinas Staatschef Xi Jinping (72) blieb dem Treffen fern und ließ Premierminister Li Qiang für sich sprechen.
BRICS auf Expansionskurs gegen westliche Einflusssphären
Mit inzwischen zwölf Mitgliedern darunter Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, Ägypten, Äthiopien, Indonesien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate repräsentiert das BRICS-Bündnis rund 50 % der Weltbevölkerung und etwa 40 % der globalen Wirtschaftsleistung.
Doch wirtschaftliche Stärke allein genügt nicht: In einem geleakten Entwurf der Abschlusserklärung (veröffentlicht von AFP) heißt es, man sehe „ernsthafte Bedenken“ wegen zunehmender einseitiger Zollmaßnahmen, die den internationalen Handel verzerren würden ein klarer Seitenhieb auf die USA und die Europäische Union. Der Westen wird offen als Störfaktor einer „gerechten Weltordnung“ benannt.

Vor dem BRICS-Gipfel: Kritik an US-Zollpolitik und Forderung nach IWF-Reform
Beim bilateralen Treffen in Rio kurz vor Beginn des BRICS-Gipfels zeigten sich Chinas Premierminister Li Qiang und Brasiliens Präsident Lula da Silva demonstrativ einig. Auch wenn der Name von US-Präsident Donald Trump (79) in der offiziellen Kommunikation nicht fällt, ist klar, wer im Fokus der Kritik steht.
Denn seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus verfolgt Trump erneut eine aggressive Zollpolitik, mit der er andere Länder zu wirtschaftlichen Zugeständnissen zwingen will. Die BRICS-Staaten werten dieses Vorgehen als Angriff auf den freien Handel und reagieren zunehmend geschlossen.
BRICS-Staaten fordern Neuverteilung der globalen Machtverhältnisse
Neben dem Streit über Handelsbarrieren rückt ein weiterer Punkt auf der Agenda nach vorn: die Zukunft des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Finanzminister des Bündnisses fordern eine grundlegende Reform mit dem Ziel, die Vormachtstellung westlicher Industrienationen zu brechen.
Wörtlich heißt es in einem Entwurf: „Bei voller Achtung eines leistungsbasierten Auswahlverfahrens muss die regionale Vertretung für das IWF-Management verbessert werden, um die anachronistische Vereinbarung der Nachkriegszeit zu überwinden, die für die aktuelle Weltordnung ungeeignet ist.“
Im Klartext: Die BRICS-Staaten wollen die jahrzehntelange Dominanz westlicher Länder in globalen Finanzinstitutionen wie dem IWF beenden und mehr Einfluss für aufstrebende Mächte wie China, Russland oder den Iran sichern.

Symbolpolitik mit Fleisch und Fisch: BRICS-Staaten treiben Machtverschiebung voran
Ein symbolträchtiges Foto am Rande des BRICS-Gipfels in Rio: Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva präsentiert eine leere Box für vietnamesischen Fisch, während Vietnams Premierminister Pham Minh Chinh (66) eine Verpackung für brasilianisches Rindfleisch in die Kamera hält. Dahinter steht mehr als nur ein Fotomotiv es ist Ausdruck wachsender Handelskooperationen jenseits westlicher Allianzen.
Beide Staaten haben ein bilaterales Handelsabkommen geschlossen, das die wirtschaftliche Zusammenarbeit stärken und gegenseitige Exporte erleichtern soll.
Neue Entwicklungsbank als Hebel globaler Einflussnahme
Darüber hinaus bestätigten die BRICS-Staaten Gespräche über einen geplanten Garantiemechanismus, der unter dem Dach der von ihnen kontrollierten Neuen Entwicklungsbank (NDB) eingerichtet werden soll. Ziel: niedrigere Finanzierungskosten für Großprojekte und gezielte Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern außerhalb westlich dominierter Strukturen wie Weltbank oder IWF.
Die Botschaft ist eindeutig: Mit wirtschaftlicher Vernetzung und eigenen Finanzinstrumenten wollen die BRICS-Staaten ihren globalen Einfluss ausbauen und sich Schritt für Schritt als Gegengewicht zur bisherigen westlichen Ordnung positionieren.