China hinter Lilium-Rettung? Investor Marian Bocek sorgt für Aufsehen
Kurz vor Weihnachten kam die Rettung für Lilium: Eine Investorengruppe sicherte das Überleben des deutschen Elektro-Flugzeugentwicklers und seiner rund 1000 Mitarbeiter, indem sie mehr als 200 Millionen Euro in das Unternehmen pumpten. Doch wer genau hinter der finanziellen Hilfe steckt, war zunächst unklar.
Es wurden viele Namen genannt, darunter bekannte Unternehmer wie Frank Thelen, Skype-Gründer Niklas Zennström oder Maximilian Prinz von und zu Liechtenstein. Doch der wahre Großinvestor blieb zunächst anonym.
Recherchen enthüllen nun: Der mysteriöse Investor ist der slowakische Unternehmer Marian Bocek (42). Über seine Investmentfirma DTM soll er mehr als 150 Millionen Euro für die Rettung von Lilium bereitstellen.
Die Herkunft des Geldes könnte jedoch für Aufregung sorgen, denn Bocek hat in den letzten Jahren enge Verbindungen zu chinesischen Geldgebern aufgebaut. Ist es also möglich, dass China sich das nächste deutsche High-Tech-Unternehmen einverleibt hat?

Neuer Großinvestor
Bocek, der an renommierten Universitäten studierte und zuvor als Investment-Banker bei Lehman Brothers in New York tätig war, gründete 2019 das europäische Batterieunternehmen InoBat. Der entscheidende Schritt kam vor zwei Jahren, als der chinesische Batterie-Gigant Gotion, ein Technologiepartner von Volkswagen, rund 25 Prozent von Boceks Firma erwarb. Der Unternehmer selbst bezeichnet Gotion als seinen „großen Bruder“.
Die Fakten sprechen für sich: China dominiert den globalen Akku-Markt, und ohne die Unterstützung aus Peking ist in dieser Branche kaum etwas zu bewegen. Zusammen mit Gotion plant Bocek, 1,2 Milliarden Euro in eine neue Gigafabrik in der Slowakei zu investieren. Ab 2027 sollen dort jährlich Batterien für 200.000 Elektroautos von Volkswagen produziert werden.

Auch der angeschlagene Flugtaxi-Hersteller Lilium könnte künftig ein bedeutender Kunde für die Batterien von InoBat werden. Ende 2023 vereinbarten InoBat, Gotion und Lilium die Serienproduktion von Akkus für die Elektroflieger. „Mit der Unterstützung von Gotion High-Tech freuen wir uns darauf, unsere laufende Zusammenarbeit mit Lilium auf die nächste Stufe zu heben“, erklärte Bocek damals.
Ein Aus für Lilium würde InoBat erheblich schwächen und somit auch das Investment der Chinesen gefährden. Wie man erfuhr, wird hinter den Kulissen mit Hochdruck an der Rettung von Lilium gearbeitet. Das Unternehmen firmiert nun unter dem Namen Lilium Aerospace GmbH, und erste Mitarbeiter sind bereits an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Der neue Geschäftsführer, Severin Tatarczyk, ist ein enger Vertrauter von Frank Thelen. Noch im ersten Quartal soll die Restrukturierung abgeschlossen sein.
Auf Nachfrage bestätigte ein Sprecher der Investorengruppe den neuen Firmennamen, äußerte sich jedoch nicht zu den einzelnen Geldgebern.

Die dramatische Lage bei Lilium entstand auch, weil die damalige Ampel-Koalition in Berlin im Sommer eine dringend benötigte Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro ablehnte. Dies führte zu einem Streit mit der bayerischen Staatsregierung, die Lilium unterstützen wollte, wenn der Bund sich ebenfalls eingebracht hätte. Kritiker argumentierten jedoch, dass es keinen Sinn mache, in ein Unternehmen zu investieren, das offenbar finanziell gescheitert war.
Nach der Ablehnung der Bundesregierung meldete Lilium Insolvenz an. Christoph Stresing, Geschäftsführer des Start-up-Verbands, bezeichnete dies als „nachhaltigen Reputationsschaden des Deep-Tech-Standortes Deutschlands“, dessen langfristige Folgen schwer abzuschätzen seien.
Mittlerweile haben ausländische Investoren die Kontrolle bei Lilium übernommen.