Die katholische Kirche ohne Oberhaupt: Kardinäle übernehmen das Zepter
Rund 1,3 Milliarden Katholiken weltweit stehen aktuell ohne geistliches Oberhaupt da – der Heilige Stuhl ist vakant. Mit dem Wegfall des Papstes ruht eine der bedeutendsten religiösen und politischen Führungsrollen der Welt. Das Amt vereint nicht nur spirituelle, sondern auch erhebliche politische und finanzielle Macht.
Seit dem Ostermontag um 7:35 Uhr liegt die Verantwortung nun bei den 137 wahlberechtigten Kardinälen unter 80 Jahren. Sie bilden das exklusive Gremium, das im nächsten Konklave über die Nachfolge auf dem Stuhl Petri entscheidet – vom ersten Papst Petrus bis zum bisherigen Amtsinhaber Franziskus, dem 266. Pontifex.
Nach den geltenden Regularien beginnt das Konklave 15 Tage nach dem Rücktritt oder Tod eines Papstes. In dieser Zeit bereitet sich die Kirche auf eine der geheimnisvollsten und symbolträchtigsten Wahlen der Welt vor.

Spannung im Vatikan: Afrikanischer Kardinal unter Druck – Ermittlungen wegen umstrittener Äußerungen
Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65) sorgt international für Schlagzeilen. Der hohe Kirchenvertreter wird in diplomatischen Kreisen mit einer gewissen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in Verbindung gebracht – eine Einschätzung, die weltweit für Diskussionen sorgt.
Bereits im vergangenen Jahr leitete der Generalstaatsanwalt des Kassationsgerichts in Kinshasa eine offizielle Untersuchung gegen den einflussreichen Geistlichen ein. Grund dafür sind öffentliche Äußerungen, die als aufrührerisch gewertet wurden. Ihm wird vorgeworfen, die Bevölkerung zu Aufständen aufgerufen und indirekt zur Gewalt angestiftet zu haben.
Trotz der laufenden Ermittlungen gilt Ambongo weiterhin als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für höchste Ämter innerhalb der katholischen Kirche.

Kardinal Müller: Der konservative Geistliche mit Außenseiterchancen
Gerhard Ludwig Müller (77) gehört zu den prominentesten konservativen Stimmen innerhalb der katholischen Kirche. Politisch wird er häufig dem Umfeld von Donald Trump zugerechnet. Der einstige Professor aus München machte eine steile Karriere: Vom Bischof von Regensburg stieg er bis an die Spitze der päpstlichen Glaubenskongregation auf – einer der einflussreichsten Positionen im Vatikan. Doch Papst Franziskus entschied sich gegen eine Verlängerung seines Amtes, was Müller fortan zum Kritiker des Pontifex machte. Als enger Vertrauter von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis (65) bewegt er sich im eher traditionalistischen Lager – mit realistischen, wenn auch eher geringen Chancen auf weitere Spitzenämter in der Kirche.
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Pierbattista Pizzaballa: Der stille Hoffnungsträger für den Frieden im Heiligen Land
Der italienische Kardinal Pierbattista Pizzaballa, derzeit Patriarch von Jerusalem, gilt für viele europäische Kirchenführer als Favorit für das höchste Amt der katholischen Kirche. Mit seinen 59 Jahren bringt er nicht nur tiefes spirituelles Verständnis mit, sondern auch eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Vermittlung in einem der konfliktreichsten Gebiete der Welt.
Sein Ruf als Brückenbauer ist weit über religiöse Grenzen hinaus bekannt: In einer beispiellosen Geste menschlicher Größe bot sich Pizzaballa nach dem verheerenden Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 selbst als Geiselersatz für verschleppte jüdische Kinder an. Eine Tat, die weltweit für Aufsehen sorgte – und ihm den Ruf als „Herzens-Kardinal“ einbrachte.
Pizzaballa ist sowohl bei Bischöfen als auch bei Gläubigen hoch angesehen. Seine Fähigkeit, Dialoge mit jüdischen und muslimischen Gemeinschaften gleichermaßen auf Augenhöhe zu führen, macht ihn zu einer einzigartigen Persönlichkeit innerhalb der Kirche. Heute feiert er seinen Geburtstag – und mit ihm wächst die Hoffnung vieler Gläubiger, dass er eines Tages als Papst ein neues Kapitel des Friedens aufschlagen könnte.

► Kardinal Pietro Parolin – der ewige Favorit mit Fragezeichen
Seit Jahren gilt Kardinal Pietro Parolin (70) als Daueranwärter auf das höchste Amt der katholischen Kirche. Der erfahrene Staatssekretär des Vatikans, der Papst Franziskus seit 2013 zur Seite steht, zählt bei nahezu jeder Papstwahl-Spekulation zu den Top-Favoriten.
Trotz seiner hohen Position bleibt Parolin bislang eher der klassische Kirchenverwalter – effizient, diplomatisch, aber wenig charismatisch. Ob er das Zeug dazu hat, sich vom nüchternen Bürokraten zu einer echten Führungsfigur oder gar zum volksnahen Papst zu entwickeln, bleibt offen.
Doch im Vatikan kursiert seit Jahrhunderten ein vielsagender Merksatz:
„Wer als Papst ins Konklave einzieht, verlässt es meist als Kardinal.“
Ein Hinweis darauf, dass Favoritenrollen selten mit dem Papsttitel belohnt werden.