Sind Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland greifbarer als gedacht?
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem Podcast mit dem ukrainisch-jüdisch-amerikanischen Informatiker Lex Fridman Möglichkeiten aufgezeigt, die zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Moskau führen könnten.
Während des dreistündigen Gesprächs präsentierte Selenskyj zentrale Forderungen der Ukraine und brachte gleichzeitig sein Vertrauen in den gewählten US-Präsidenten Donald Trump (78) zum Ausdruck.
Thepik.de fasst die wichtigsten Aussagen von Selenskyj zusammen.
Selenskyj hofft auf ein Friedensmodell
Im Wahlkampf erklärte Trump mehrfach, dass er den Konflikt innerhalb von 24 Stunden nach Amtsantritt beenden könne. Diese Aussage wurde in Kiew zunächst kritisch betrachtet. Nun scheint Selenskyj seine Haltung zu überdenken.
► Der ukrainische Präsident zeigt sich zuversichtlich, dass Trump Russland zu Friedensgesprächen bewegen könnte. Zusammen mit Europa könnten die USA Sicherheitsgarantien für die Ukraine bereitstellen und so den Rahmen für Verhandlungen schaffen.
Selenskyj betont: „Trump und ich werden zu einer Einigung kommen und … gemeinsam mit Europa starke Sicherheitsgarantien anbieten. Dann können wir mit Russland sprechen.“
► Selenskyj skizziert in dem Interview zudem ein konkretes Szenario: Die Ukraine könnte NATO-Mitglied werden und im Gegenzug unter bestimmten Bedingungen auf die besetzten Ostgebiete verzichten.
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► Sicherheitsgarantien durch die USA und die EU sowie weitere Waffenlieferungen seien aber entscheidend, um künftige russische Angriffe zu verhindern. Außerdem fordert Selenskyj weitere Sanktionen gegen Russland. Sie seien notwendig, um dem Kreml die Finanzierung des Krieges zu erschweren.
Selenskyj über Wladimir Putin
Um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen, müsse man auch vergeben, behauptet Fridman, dem Beobachter vorwerfen, zu russlandfreundlich zu sein.
Doch Selenskyj fällt dem Podcaster ins Wort – sagt, es könne keine Vergebung geben für das, was Kreml-Chef Wladimir Putin (72) getan habe.
Lukaschenko entschuldigte sich, laut Selenskyj
Der ukrainische Präsident berichtet, er habe nur wenige Tage nach der russischen Invasion im Februar 2022 mit dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko telefoniert. Es ging darum, dass russische Raketen auch von Belarus aus auf Kiew gefeuert wurden.
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Selenskyj: „Das war nicht meine Entscheidung!“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte: „[Er] entschuldigte sich und sagte: ‚Das war nicht ich. Von meinem Territorium aus wurden Raketen abgefeuert, aber Putin war derjenige, der den Befehl dazu gegeben hat.‘ Das waren seine Worte. ‚Wolodymyr, das bin nicht ich. Ich habe keine Kontrolle darüber‘, sagte er mir.“
Anschließend soll Lukaschenko dem ukrainischen Präsidenten vorgeschlagen haben, als Vergeltung die Ölraffinerie Mazyr im Südosten von Belarus ins Visier zu nehmen.
Selenskyjs Einschätzung zu Trump
Der ukrainische Staatschef räumte ein, dass es äußerst schwierig sei, Putin zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Er betonte jedoch: „Wartet nicht darauf, dass Putin von sich aus den Krieg beendet!“
Selenskyj fügte hinzu: „Ich setze großes Vertrauen in ihn (Trump, Anm. d. Red.) und glaube, dass unser Volk ebenfalls auf ihn zählt. Er hat die nötige Macht, um (…) Putin unter Druck zu setzen.“

Dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gegen Kamala Harris (60) für sich entschieden hat, kommt für den ukrainischen Präsidenten nicht überraschend. Trump sei „deutlich stärker“ als die Demokratin, erklärte Selenskyj. Er habe sowohl „geistige als auch körperliche Stärke“ bewiesen. Und genau diese Eigenschaften brauche es, um ein „starkes und stabiles Land zu führen“.
Trump wird sein neues Amt am 20. Januar antreten. Nach Einschätzung von Selenskyj könnte der US-Präsident einer der ersten führenden Staatschefs sein, der mit einem Flugzeug auf dem wiedereröffneten Flughafen in Kiew landet. „Das hätte eine enorme symbolische Bedeutung“, so Selenskyj.