Innenminister erklärt
Deutschland und die Olympischen Spiele: Wird es wirklich klappen?
Deutschland plant die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2040. Neben München sind auch Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Leipzig als mögliche Austragungsorte im Gespräch. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (68/CSU) setzt auf Olympia in München und erklärt The Pik, wie Bayern die Spiele nach München holen will – und was dafür nötig ist.

The Pik: Herr Herrmann, was ist die übergeordnete Vision für die Olympischen Spiele in München 2040 und wie könnte dieses Großereignis das Image Bayerns international prägen?
Joachim Herrmann: Olympische Spiele bieten eine riesige Chance – nicht nur für die Spitzensportler, sondern auch für den Breitensport, die Infrastruktur, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Bayern und München als „Weltstadt mit Herz“ stehen für nachhaltige, weltoffene und bürgernahe Spiele. Das haben wir bereits bei den European Championships 2022 eindrucksvoll gesehen. Ein solches Sportereignis kann auf breiter Ebene motivieren, auch in weniger populären Sportarten. Bilder wie Bouldern und Beachvolleyball mitten in der Stadt, Mountainbiker auf dem Olympiaberg mit den Türmen der Frauenkirche im Hintergrund oder die fantastische Leichtathletik-Show im Olympiastadion bleiben unvergessen. Die Menschen waren begeistert, nicht nur vor dem Fernseher – die ganze Stadt war auf den Beinen.
The Pik: Wie würde die bayerische Bevölkerung in den Bewerbungsprozess einbezogen? Gibt es Pläne für ein Referendum oder andere Formen direkter Demokratie?
Joachim Herrmann: Wir brauchen ein Konzept, das die Spiele fest in der Gesellschaft verankert und die Bevölkerung von Anfang an einbezieht. Die Spiele müssen den Menschen vorher, während und danach nutzen – und wären, ähnlich wie 1972, eine riesige Chance. Ich denke an mehr Wohnraum, eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und starke Impulse für die sporttreibende Gesellschaft. Wenn wir das verdeutlichen und gemeinsam mit den Menschen im Land umsetzen, bin ich zuversichtlich, dass wir auch bei direktdemokratischen Bürgerbeteiligungsformaten die Bevölkerung eng an unserer Seite haben werden.
The Pik: Welche sozialen und wirtschaftlichen Vorteile erhoffen Sie sich von den Olympischen Spielen für die Region und wie sollen negative Effekte minimiert werden?
Joachim Herrmann: Wenn wir uns darüber beschweren, dass Sportgroßereignisse an autokratische Staaten wie China oder Katar vergeben werden, müssen wir den Mut haben, uns selbst zu bewerben – mit Überzeugung und Selbstbewusstsein! Solche großen Sportereignisse können positiv auf Wirtschaft und Gesellschaft ausstrahlen.
The Pik: Braucht es in München ein neues Olympiastadion?
Joachim Herrmann: Für eine Bewerbung müssen wir zunächst ein Konzept entwickeln und dabei unsere bestehenden Stadt- und Landesentwicklungspläne berücksichtigen, unabhängig von Olympia. Eine Voraussetzung ist bereits klar: Wir wollen so weit wie möglich vorhandene Sportstätten nutzen. Daher benötigen wir definitiv kein neues Olympiastadion.

The Pik: Welche Maßnahmen sind vorgesehen, um sicherzustellen, dass die Olympischen Spiele nachhaltig gestaltet werden?
Joachim Herrmann: Nachhaltigkeit erfordert ein durchdachtes Verkehrskonzept, den schonenden Umgang mit Ressourcen und das Vermeiden von Eingriffen in die Natur, wo immer es möglich ist. Es wird keine riesigen Neubauten geben, die danach nicht mehr genutzt werden, wie wir es in anderen Ländern gesehen haben. Die European Championships waren ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeit und das hautnahe Erlebnis für die Zuschauer vereint werden können. Für die Beachvolleyball-Wettbewerbe wurden auf dem Königsplatz lediglich mobile Tribünen aufgebaut und Sandplätze aufgeschüttet. Die Leichtathletik-Wettbewerbe brachten das Stadion von 1972 in neuem Glanz zurück.
The Pik: Wie schätzen Sie die finanzielle Belastung einer solchen Großveranstaltung für den bayerischen Haushalt ein, und welche Strategien gibt es zur Minimierung finanzieller Risiken für die Steuerzahler?
Joachim Herrmann: Eine konkrete Einschätzung erfordert zunächst ein abgestimmtes Konzept zwischen der Stadt München, dem Freistaat Bayern und dem Bund, das den genannten Maßstäben gerecht wird. Je mehr wir bestehende Sportstätten nutzen können, desto leichter wird die Finanzierung darstellbar. Aus diesem Grund bietet sich München besonders gut als Austragungsort an.