Im vergangenen Jahr wurde die ukrainische Zivilbevölkerung nahezu täglich von russischen Gleitbomben attackiert. Allein im Oktober ließ Kreml-Chef Wladimir Putin (72) innerhalb einer Woche tausend dieser Bomben auf die Ukraine abfeuern.
Dank satellitengestützter Steuerung legten die Bomben Distanzen von 40 Kilometern oder mehr zurück, bevor sie auf ukrainische Stellungen oder zivile Infrastruktur trafen – ein Faktor, der ihre Effektivität für das russische Militär erheblich steigerte.
Doch in den letzten Wochen scheint sich das Blatt zu wenden! Immer häufiger verfehlen russische Bomben ihr Ziel und schlagen stattdessen an unerwarteten Orten ein – teils sogar auf russischem Staatsgebiet.
Ein Sicherheitsexperte, der aufgrund seiner sensiblen Tätigkeit anonym bleiben muss, erklärte uns die Hintergründe: Was genau steckt dahinter, und welche Maßnahmen ergreift die Ukraine, um die Präzision der russischen Angriffe zu stören?
Russische Satellitensysteme im Einsatz
Laut ukrainischen Quellen setzen Putins Truppen in ihren Gleitbomben das russische „Kometa-M“-System ein. Dieses nutzt mehrere Antennen gleichzeitig, um sich besser gegen Störversuche zu schützen.

Konkret bedeutet das: Das System nutzt parallel mehrere Satelliten-Netzwerke, während die spezielle Anordnung mehrerer Antennen sicherstellt, dass der Empfang hauptsächlich aus der Richtung der Satelliten erfolgt.
Dadurch haben bodengestützte Störsender eine wesentlich geringere Chance, die Bomben umzuleiten oder zu manipulieren, erklärt der Experte gegenüber ThePik.

Die Ukrainer haben nun einen neuen Störsender namens „Night Watch Lima“ im Einsatz. Dieses System scheint in der Lage zu sein, bestimmte Satellitenverbindungen zu unterbrechen. Dabei überlagert der Störsender das Signal der Bombe mit einer stärkeren Störfrequenz, wodurch die Kommunikation gestört wird.
Zudem sind die Ukrainer mithilfe von „Night Watch Lima“ in der Lage, ein manipuliertes Positionssignal mit ausreichender Sendeleistung zu senden. Das bedeutet, dass die Bombe ihre tatsächliche Position nicht mehr korrekt bestimmen kann.
Darüber hinaus scheinen die ukrainischen Störsender einen Software-Fehler im Kometa-M-Empfänger gezielt auszunutzen, um die Bombe von ihrem eigentlichen Ziel abzulenken.
"Effektive Störung von Gleitbomben – Ein strategischer Vorteil"
Der Militär-Experte Thomas Theiner ist der Ansicht, dass die elektronische Störung russischer Gleitbomben den ukrainischen Truppen an der Front derzeit einen entscheidenden Vorteil verschafft.
Im vergangenen Jahr hatte die russische Armee noch gezielt Bomben auf Unterstände an der vordersten ukrainischen Linie abgefeuert, wodurch zahlreiche Soldaten ums Leben kamen – und sich anschließend mit geringem Widerstand weiter vorarbeiten können.

„Durch den Einsatz elektronischer Kriegsführung konnten die Ukrainer den russischen Vormarsch zunächst stoppen. Da die russischen Truppen nun nicht mehr durch die Gleitbomben geschützt sind, hat die Ukraine die Möglichkeit, zum Gegenangriff überzugehen“, erklärt Theiner. Diese Entwicklung sei nicht zu unterschätzen.
Allerdings erwarten beide Experten nicht, dass dieser Vorteil für die Ukraine von Dauer sein wird.
„Die russische Seite wird vermutlich Wege finden, das Problem zu umgehen – sei es durch eine Anpassung der Antennen, die Korrektur von Software-Fehlern in den Empfängern oder durch alternative Navigationsmethoden“, so der Sicherheitsexperte.
Zusätzlich stellt eine weitere Technologie der russischen Streitkräfte eine große Herausforderung dar: Laut Theiner sind die derzeit eingesetzten Glasfaser-Drohnen ein wachsendes Problem, da sie sich elektronisch nicht stören lassen.