Wien (Österreich) – Strabag-Chef Klemens Haselsteiner starb völlig unerwartet am Freitag im Alter von gerade einmal 44 Jahren. Bei seinem Tod war er gerade Kur-Patient der Privatklinik „Die Schrothkur“ im idyllischen Obervellach in Kärnten. Hier wollte er sich eigentlich etwas Gutes tun, sich vom stressigen Leben als Chef eines Milliarden-Bauunternehmens erholen. Stattdessen starb er – völlig unerwartet.
In der Klinik wird die gleichnamige Schrothkur, eine Form der Fastenkur, praktiziert. Die schicke Anlage bietet unterschiedliche Leistungen, von Therapien gegen Burnout über Entgiftungen zur Behandlung von Sportverletzungen.
„Medizinisch gesehen hatten wir keine Chance“, sagte der Leibarzt der Familie Haselsteiner, Dr. Rainer Schroth (81) der „Kleinen Zeitung“. „Er ist an einer Aneurysma-Blutung verstorben, da kommt jede Hilfe zu spät.“ Der Arzt ist ein Nachkomme von Naturheiler Johann Schroth (1798-1856), der die Schrothkur erfand.
Konzern erwirtschaftete scheinbar Milliarden
Hans Peter Haselsteiner (80), der Vater von Klemens, baute ab 1974 die Kärntner Baufirma Isola & Lerchbaumer, die ihm seine Schwiegermutter hinterließ, zu einem internationalen Unternehmensimperium auf und wurde weit über die Grenzen Österreichs hinaus zu einer Ikone. Als im Jahr 2023 Klemens, der jüngste von drei Söhnen, die Führung der Strabag übernahm, hatte der Konzern bereits Aufträge im Gesamtwert von 23,7 Milliarden Euro in seinem Portfolio.

Dr. Schroth äußerte: „Hans Peter und Ulrike Haselsteiner waren sehr stolz auf ihren Sohn, besonders weil er seine Aufgaben im Konzern mit Bravour erfüllte.“ Doch angesichts dieses tragischen Verlusts gebe es keinen Trost.
Das Familienimperium umfasst neben Skiliften am Goldeck bei Spittal an der Drau auch Bahnstrecken und eine Fluggesellschaft. 2013 beteiligte sich Klemens’ Vater zudem an der umstrittenen Investmentfirma Signa von René Benko (bekannt durch KaDeWe und Oberpollinger) und engagierte sich gemeinsam mit seinem Tiroler Landsmann beim Flughafen Bozen.
Zudem machte er sich einen Namen als Mäzen, etwa bei den Tiroler Festspielen in Erl, als Kunstsammler und als TV-Juror in einer Startup-Show.

Klemens Peter Haselsteiner zeigte schon früh Interesse am Familienunternehmen, ein Lifestyle, der ihm offenbar in die Wiege gelegt worden war. Sein Vater soll seinen drei Söhnen oft die Frage gestellt haben: „Na Burschen, wen interessiert denn des?“ Klemens’ Antwort soll gewesen sein: „Eventuell mich.“ Schon damals hatte ihn die Faszination für große Maschinen, Lärm und Action gepackt, was er später selbst zugab.

Nach seiner Schulzeit in Bozen und einem Studium in den USA begann Klemens Haselsteiner 2011 bei einer Strabag-Tochter in Russland. 2015 übernahm er die Rolle des kaufmännischen Direktionsleiters bei der deutschen Tochter Ed. Züblin in Stuttgart, wo er unter anderem den Neubau der Axel Springer SE sowie Großprojekte wie Stuttgart 21 und das Adidas-Werk in Herzogenaurach verantwortete.
Als Digitalvorstand der Strabag war ihm besonders die Nachhaltigkeit ein Anliegen. So ließ er den Roboterhund „Spot“ Baustellen inspizieren, brachte ein 3D-gedrucktes Haus auf den Markt, entwickelte schadstoffmindernden Asphalt und automatisierte Baustellen-Absperrungen. Zudem experimentierte er mit Moos-Fassaden, um den Feinstaub zu reduzieren.
In einem Nachruf teilte der Strabag-Vorstand mit: „Klemens Haselsteiner wollte nicht nur etwas verändern, er hat es auch getan.“