Journalist Thilo Mischke (43) wird nicht Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttitel, thesen, temperamente“ (ttt). Das berichtet Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf mehrere unabhängige Quellen. Eine offizielle Stellungnahme der ARD liegt bislang nicht vor.
Interne Bedenken in der Redaktion von „ttt“ sollen laut Informationen von Süddeutsche Zeitung zu dieser Entscheidung geführt haben. Zwischen der Redaktion und der ARD-Führung habe es deutliche Differenzen gegeben, insbesondere mit den Programmdirektoren für Kultur. Einzelne Verantwortliche sollen versucht haben, die Verpflichtung Mischkes trotz wochenlangen internen Widerstands durchzusetzen.
Der Hintergrund des Konflikts: Thilo Mischke veröffentlichte 2010 das Buch „In 80 Frauen um die Welt“, das vielfach als frauenverachtend und teilweise rassistisch kritisiert wurde. Zudem relativierte Mischke in einem Podcast Vergewaltigung als „etwas Urmännliches“, was weitere Kritik nach sich zog.
Die Diskussion um Mischkes Eignung für die Position war kurz nach der Bekanntgabe der Personalie vor Weihnachten entbrannt. Die Redaktion von „ttt“ sah sich sogar während der Feiertage gezwungen, eine Stellungnahme abzugeben. Der Tenor: Die Kritik werde ernst genommen, und es werde bald eine Rückmeldung geben. Die ARD hatte wenige Tage später öffentlich zu Mischke gestanden und erklärt: „Wir freuen uns auf seine Sicht auf Kultur.“
Doch die Kritik verstärkte sich weiter. Über 100 Kulturschaffende unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie erklärten: „Thilo Mischke hat sich – entgegen der Behauptung der ARD – bislang nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert.“ Zudem wird ihm vorgeworfen, auch in den Jahren nach der Buchveröffentlichung mehrfach sexistische und rassistische Äußerungen gemacht zu haben.
Angesichts dieser Vorwürfe scheint die ARD nun doch auf Distanz zu Mischke gegangen zu sein. Ob und wann eine endgültige Entscheidung zur Moderation von „ttt“ fällt, bleibt abzuwarten.