Nach seinem zweiten Sieg in Folge gegen den Briten Tyson Fury ist es nun klarer denn je: Der Ukrainer Oleksandr Usyk ist derzeit die unangefochtene Nummer eins in der Welt des Boxsports.
Karrierehöhepunkt erreicht: Wie geht es für Oleksandr Usyk weiter? Olympiasieger, Weltmeister und Europameister als Amateur; unangefochtener Champion im Cruisergewicht, WBSS-Sieger und nun auch unumstrittener Champion im Schwergewicht – die Erfolgsliste des mittlerweile 37-jährigen Oleksandr Usyk ist beeindruckend und nahezu beispiellos in der Geschichte des Boxens. Nach seinem erneuten Triumph über Tyson Fury, bei dem er im Vergleich zum ersten Duell im Mai dieses Jahres noch dominanter auftrat, bleibt offen, welchen Weg der ukrainische Ausnahmesportler als nächstes einschlagen wird.

Kürzlich wurde nicht nur über Usyks Abschied vom Preisboxen spekuliert, sondern auch über einen möglichen Rückkampf gegen Daniel Dubois. Dieser hält derzeit den von Usyk für das Fury-Rematch niedergelegten IBF-Weltmeistertitel. Zudem steht eine Rückkehr ins Cruisergewicht im Raum – die Gewichtsklasse, in der sich Usyk einst zum unumstrittenen Champion krönte. Aktuelle Titelträger in dieser Division sind Badou Jack (WBC), Jai Opetaia (IBF) und Gilberto Ramirez (WBA, WBO).

Mit der Bridgerweight-Klasse steht eine weitere spannende Gewichtsklasse offen, die von Usyk ins Visier genommen werden könnte. Diese relativ neue Division wird derzeit nur von der WBA (Weltmeister Muslim Gadzhimagomedov) und dem WBC (Weltmeister Kevin Lerena) offiziell anerkannt. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass die WBO und IBF in naher Zukunft nachziehen. Sollte „The Cat“ tatsächlich ins Bridgerweight aufsteigen, könnte dieser Schritt schneller erfolgen als erwartet.
Doch was geschieht mit den aktuellen Weltmeistertiteln der WBA, WBC und WBO, die Usyk momentan innehat?
WBA: Eine Frage der Rekorde

Kubrat Pulev, der Mitte Dezember Mahmoud Charr den regulären WBA-Titel abgenommen hat, könnte bald zum Superchampion aufsteigen. Ein potenzielles Duell gegen Moses Itauma, der als jüngster Schwergewichts-Weltmeister der Geschichte in die Rekordbücher eingehen und damit Mike Tysons Bestmarke (20 Jahre und 144 Tage) einstellen könnte, steht im Raum. Besonders interessant erscheint dieses Szenario, da Pulev für Itauma ein durchaus schlagbarer Gegner wäre. Bislang wurde das aufstrebende Talent noch nicht ernsthaft auf die Probe gestellt, obwohl sein letzter Sieg ein klares Statement setzte.

Und, wenn wir schon von Rekorden sprechen: Wie wäre es mit einem Rückkampf zwischen Kubrat Pulev und Wladimir Klitschko? Der ehemalige Weltmeister könnte sich mit einem Sieg den Titel als ältester Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten sichern – und damit den Rekord von „Big“ George Foreman (45 Jahre und 299 Tage) einstellen. Bereits 2014 bezwang Klitschko Pulev durch einen Knockout in der fünften Runde. Könnte ihm dieses Kunststück auch in einem Rematch gelingen?
WBC: Fury und Joshua zurück im Titelrennen – Klitschko mit Außenseiterchancen

Wladimir Klitschko könnte beim World Boxing Council eine bedeutende Rolle übernehmen, falls Usyk die Gewichtsklasse wechselt und die Titel dadurch frei werden. Während der WBC-Convention in Hamburg war der Wahl-Hamburger als Ehrengast anwesend und wurde dort mit einer Ehrung ausgezeichnet. Es bleibt denkbar, dass Fury, der den Titel zuvor vier Jahre lang hielt, die erste Gelegenheit auf den vakanten Gürtel bekommt.

Falls Tyson Fury ein Comeback wagt und in einem Rückkampf um den vakanten Titel gegen den mittlerweile gealterten Wladimir Klitschko antritt, dürfte das WBC nach den Beschlüssen des jüngsten WBC-Kongresses in Hamburg höchstwahrscheinlich eine Sondergenehmigung für dieses Spektakel erteilen. Gleiches würde auch für einen möglichen Showdown zwischen Fury und Anthony Joshua gelten, sollte dieser Kampf zustande kommen.

Der Gewinner des Duells zwischen Zhilei Zhang und Agit Kabayel könnte später im Jahr als WBC-Interims-Champion auf den Sieger eines der beiden Kämpfe treffen. Alternativ könnte das World Boxing Council den Interims-Champion direkt zum regulären Champion ernennen, was die Ausgangslage im Titelrennen neu ordnen würde.
WBO: Titelvereinigung zwischen Daniel Dubois und Joseph Parker

Der vakante WBO-Titel soll dem Duell zwischen Daniel Dubois und Joseph Parker hinzugefügt werden, das am 22. Februar in Riad ausgetragen wird – zeitgleich mit dem Kampf Kabayel vs. Zhang. Da Parker nach seinem Sieg über den Chinesen Zhang derzeit WBO-Interimsweltmeister ist, könnte der vollwertige Titel auf dem Spiel stehen. Damit würde der Kampf zu einem Vereinigungskampf aufgewertet, bei dem Parker die Chance hätte, sich zum zweifachen Weltmeister zu krönen – vorausgesetzt, er setzt sich gegen den gefährlichen „Dynamite“ Dubois durch.