„Who wants to live forever?“ fragten Queen im Titelsong des Films Highlander im Jahr 1986. Und dann fuhr ein Volvo XC90 ins Bild und rief aufgeregt: „Ich! Ich will!“ Vielleicht war es nicht ganz so, aber es wäre in der Tat ein amüsantes Bild gewesen. Lassen wir uns diesen Moment also kurz genießen.
Was steckt dahinter? Wenn wir einen Blick auf die Geschichte des Volvo-Flaggschiffs werfen, stellt sich heraus, dass der XC90 nahezu unverändert seit 2015 auf seinen Rädern steht. Doch zum bevorstehenden Start des Jahres 2025 hat er eine kleine Frischzellenkur erhalten, bei der Volvo gerne vom „neuen XC90“ spricht. Dabei galt diese fossil betriebene Version eigentlich schon als überholt.

Im gleichen Jahr feierte auch der Volvo EX90 Premiere, das Elektro-Flaggschiff, das eigentlich den XC90 ablösen sollte und den älteren Kollegen in den Ruhestand schicken wollte. Doch der XC90 übernimmt nun eine Art Rückwärtsrolle für den schwedischen Konzern und bietet, unabhängig von einem fixen Auslaufdatum, weiterhin als „technologieoffene“ Alternative eine Option.
So bleibt der große XC90, entgegen aller Erwartungen, weiterhin ein lebendiger Bestandteil der Modellpalette und steht noch immer in den Konfiguratoren weltweit – zumindest vorerst unsterblich. In Deutschland ist er als 250 PS starker Mild-Hybrid B5 oder als Plug-in-Hybrid T8 mit 455 kombinierten System-PS erhältlich. Der Diesel hingegen wurde bereits im Frühjahr 2024 eingestellt – dieses Versprechen wurde zumindest eingehalten. Wir hatten die Gelegenheit, beide Varianten während einer Fahrt durch den bunten schwedischen Herbst zu testen.
Schnelle Daten | Volvo XC90 B5 (2025) | Volvo XC90 T8 (2025) |
Motor | 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder | 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder (228kW) + E-Motor (107 kW) |
Getriebe | Automatik | Automatik |
Antriebsstrang | Allrad, Mild-Hybrid | Allrad, Plug-in-Hybrid |
Systemleistung | 184 kW (250 PS) | max. 335 kW (455 PS) |
Drehmoment | 360 Nm | 709 Nm |
Batterie | – | 18,8-kWh-Lithium-Ion-Batterie (14,7 netto) |
Reichweite (elektrisch) | 71 km max. | |
Basispreis | 79.890 Euro | 87.490 Euro |
Interieur
Zum Glück bietet der größte Volvo auch genug Platz für pompöse Abendgarderoben, denn hier mangelt es definitiv nicht an Stauraum. Sieben Sitze sind serienmäßig an Bord, falls Tante Hedda aus dem Nachbarort auch noch mit in die große Stadt reisen möchte.
Im Ernst: Mit genutzter dritter Sitzreihe bleiben zwar nur 262 Liter Kofferraumvolumen, doch lässt sich das Gesamtvolumen auf beachtliche 1.818 Liter erweitern. Das sind respektable Kombimaße, in die sich bei Bedarf auch ein paar großzügig verpackte schwedische Möbelstücke verstauen lassen.
Der Fokus der Frischzellenkur lag vor allem auf dem Infotainmentsystem. Der neue, vertikal angebrachte Bildschirm misst stattliche 11,2 Zoll und ist Teil der zentralen Bedieneinheit. Mit ihm kommt die neueste Version des Android Automotive Systems, das auch im EX90 und EX30 zum Einsatz kommt. Das Herz für Bedienung und Übersichtlichkeit dürfte sich hier freuen. Zudem können Android-Nutzer ganz nach Google-Manier alle wichtigen Smartphone-Daten direkt nach der Anmeldung ins System übernehmen – praktisch für alle, die mit Android unterwegs sind.
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Volvo verspricht im Innenraum hochwertige und nachhaltige Materialien, doch der Verzicht auf Leder bleibt leider nur den vollelektrischen Varianten vorbehalten. Für den XC90 sind nach wie vor Nappaleder und eine Ledernachbildung erhältlich. Das nachhaltigere Material Nordico, das bereits bei Volvo zum Einsatz kommt, ist jedoch auch als Option verfügbar. Bei einem genaueren Blick auf die unteren Seitenverkleidungen sticht jedoch dünner Kunststoff hervor, dessen sparsame Qualität für ein Fahrzeug in dieser Preisklasse nicht ganz angemessen erscheint.
Generell wirkt der Innenraum, je nach Farbmix, teils etwas unruhig, da sich verschiedene Materialien – Kunststoff, Stoff, Holzdekor, Klavierlack, Aluminium und der Glaskristall-Gangwahlhebel – teils zu viel Raum einverleiben. Für meinen Geschmack wäre eine minimalistischer, klarer gestaltete Linie schöner. In den vorderen Reihen lässt es sich jedoch unabhängig von der Materialwahl bequem sitzen. In der dritten Reihe muss man jedoch Abstriche bei der Beinfreiheit machen.
Fahrbericht
Wer komfortabel sitzt, fährt auch bequem. Beide XC90-Varianten vermitteln einen soliden, sicheren Kontakt zur Fahrbahn. Die Lenkung lässt sich, nach meiner Erfahrung, auch dauerhaft auf „sportlich“ einstellen, um mehr Feedback zu erhalten, da die Standardeinstellung doch etwas zu losgelöst vom Straßenbelag wirkt. Durch die neue Doppelquerlenker-Aufhängung an der Vorderachse gewinnt der XC90 zudem an Agilität und Direktheit.
Wer sich für das adaptive Luftfahrwerk entscheidet, profitiert von mehr Komfort und Laufruhe, muss jedoch ein Stück Agilität einbüßen. Dafür lässt sich das Fahrzeug zum Einsteigen absenken, was auch das Beladen erleichtert.
Der Plug-in-Hybrid-XC90 wirkt durch die zusätzliche elektrische Leistung von insgesamt 455 System-PS etwas spritziger. Als Sportwagen wird er aufgrund seines Gewichts von mindestens zwei Tonnen jedoch nicht durchgehen – das hat wohl auch niemand erwartet. Das Motto hier ist eindeutig „Ich rolle“ und nicht „Ich rase“. Die grundlegende Fahr-DNA des größten Volvo bleibt also unverändert. Der WLTP-Verbrauch des Mild-Hybriden liegt bei etwa neun Litern, was für einen so schweren Wagen in diesem Segment durchaus akzeptabel ist, auch wenn aktuellere Modelle ähnlich große Fahrzeuge in puncto Verbrauch unterbieten.
Der Fahrassistent erkennt Verkehrssituationen in der Regel zuverlässig, bremst rechtzeitig und beschleunigt gemächlich. Allerdings mahnt der XC90 regelmäßig, die Hände am Lenkrad zu behalten. Auch der Geschwindigkeitswarner fordert Aufmerksamkeit, kann jedoch durch einen einfachen Tastendruck am Lenkrad deaktiviert werden.
Fahrleistungen | Volvo XC90 B5 (2025) | Volvo XC90 T8 (2025) |
0 – 100 km/h | 7,7 Sekunden | 5,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h |
Verbrauch (WLTP) | 8,5 – 9,2 Liter | 1,2 – 1,7 Liter |
Preise
Für den Mild-Hybriden B5 wird mindestens ein Preis von 79.890 Euro fällig, während der Plug-in-Hybrid T8 mindestens 87.490 Euro kostet, wenn man ein paar Strecken rein elektrisch zurücklegen möchte. Ja, für diesen Preis bekommt man bereits einen EX90. Wer im Konfigurator nach Herzenslust an „Dies, das, Ananas“ wählt, sieht den Endpreis mit Luftfahrwerk, Bowers & Wilkins Soundsystem, Anhängerkupplung, Nappa-Leder und weiteren Extras schnell Richtung 100.000 Euro klettern.
Ein Blick ins Archiv zeigt: Bereits 2023 lag der Basispreis des T8 bei 77.300 Euro. Ein Anstieg von 10.000 Euro in nur eineinhalb Jahren – das ist schon eine Ansage!
Auch der B5 kostet mittlerweile 2.500 Euro mehr. Damit bewegt sich Volvo preislich auf Augenhöhe mit der siebensitzigen Premium-Plug-in-Konkurrenz, wie dem Audi Q7. Wer es etwas günstiger, aber dennoch exklusiv ausgestattet haben möchte und auf Luftfederung sowie hohe Anhängelast verzichten kann, könnte sich eventuell auch den Hyundai Santa Fe anschauen. Den Siebensitzer Plug-in in der Black-Line-Ausstattung gibt es dort für 68.150 Euro.
Fazit: 6,5/10
Der facegeliftete Volvo XC90 ist zweifellos ein solides Auto und trifft, zumindest subjektiv, immer noch einen Sympathie-Punkt. Allerdings stellt sich am Ende die Frage, ob er überhaupt noch notwendig ist. Volvo sagt ja, der europäische Markt scheint aktuell ebenfalls so zu denken. Doch sein elektrischer Bruder EX90, der in nahezu allen Belangen die bessere und dynamischere Wahl darstellt, sagt nein – zumal er in den Preisregionen ab 83.700 Euro mit nur 4.000 Euro Aufpreis nur geringfügig teurer ist, der Plug-in-Hybrid liegt sogar in ähnlichen Preiskategorien.
Blickt man auf den Markt, bieten Hyundai und Kia mit dem Santa Fe und dem Sorento ebenso komfortabel ausgestattete Plug-in- und Mild-Hybrid-Flaggschiffe zu deutlich attraktiveren Preisen an. Zwar muss man in diesen Fällen möglicherweise bei einigen Luxus-Sicherheitssystemen Abstriche machen, aber die Preis-Leistungs-Verhältnisse sind deutlich besser. Der Volvo XC90 darf zwar noch weiterleben, doch eine unsterbliche Stellung im Markt der siebenplätzigen Luxus-SUVs ist er weder als Mild- noch als Plug-in-Hybrid. War es also nötig, ihn noch einmal zu überarbeiten? Wahrscheinlich nicht, denn sein Alter ist auch nach dem kleinen Facelift noch deutlich spürbar!